Schramm, Godehard: Einladung nach Polen So nah und so exotisch

Für Godehard Schramm, den EuropaWanderer (Süddeutsche Zeitung) und Fränkischen Europäer (Rheinischer Merkur), ist Polen ein faszinierendes 'KontrasteLand' und, wie Frankreich - geistiges 'KomplementärLand' zu Deutschland.Im 'wundersamen Jahr 1989' begann er es für sich zu entdecken: im damaligen 'Elend' Oberschlesiens, dann als einer der Autoren, die Helmut Kohl zum Staatsbesuch eingeladen hat. Nun setzten intensive Aufenthalte ein - anschaulich erzählt ergeben sie auch eine Zeitreise durch Jahre voller Aufbruch und Kontinuität.'Land' und 'Stadt' bieten Spannendes: ob Masuren oder Zamo, GóralenLand oder Lublin, Danzig oder Pommern. Einmal reist der Autor über den Dukla-Pass ein; er durchmisst das Weiträumige von der slowakischen und ukrainischen Grenze bis zur litauischen. In Zankopane erlebt er 'GebirgsPolen', im Norden eine 'Sahara an der Ostsee'.Im 'Land der zwei Hauptstädte' (Warschau & Krakau) kommt es zu anrühren-den Begegnungen: mit 'naiver' Keramikkunst einer Bäuerin, mit Schriftstellern und einem deutschen Grafen, der sein einstiges Schloss in eine Begegnungsstätte verwandelte - Menschen, die sich selbstbewusst behaupten.Während des letzten Heimatbesuches von Papst Johannes Paul II. ergreift den Autor das Phänomen 'Polnisch-Katholisch'. Er spürt polnischer Identität bei Speisen ebenso nach wie beim Lesen der einmaligen Gegenwartsliteratur. Hörerlebnisse mit Musik von Chopin, Szymanowski und Lutoslawski kommen hinzu, ebenso Kraniche im Kaschubenland und ostkirchliche Oasen im Südosten. Zur Sprache kommt auch deutsche Mitgift: in diesem so nahen und zugleich so exotischen und gerade dadurch so einladenden Land.Inzwischen sind zahlreiche 'PolenTexte' Schramms ins Polnische übersetzt; er kam zu Lesungen nach Danzig, Zoppot, Slupsk, Posen und Krakau. In seinen Einladungen schildert er ganz persönlich: nicht als 'Polonist', sondern als echter amicus Poloniae - ein Titel, den er schon vor Jahren unverhofft verliehen bekam.GODEHARD SCHRAMM, geb. 1943, lebt als freischaffender Schriftsteller in Nürnberg. Der promovierte Slawist wurde auch bekannt als Buchautor eines Genres, das lange ausgestorben galt: des Reisebuches - so rühmte Herbert Rosendorfer des Einzelgängers umfangreiches Werk: Mein Gardasee, Ein Welt-reich: Mein Dorf. Viel Beachtung fand sein Kindheitsroman Mein Königreich war ein Apfelmaum. Er gab ein Lesebuch zur Russischen Seele heraus; in Lemberg erschienen seine Texte zur Ukraine auf Ukrainisch; Ich hütete die Kuh für einen Kommunisten heißen seine Nachdichtungen des polnischen PriesterDichters Jan Twardowski. Zahlreiche Auszeichnungen: Friedrich-Baur-Preis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste & Wolfram-von-Eschenbach-Preis. Prof. Dr. Wolfgang Bergsdorf zum Otto-Grau-Preis: Godehard Schramm ist ein Reisender, der mit immer neuen Augen die Wirklichkeit erschließt.